restaurierte videos

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die nullnummer der taz

die damals noch ganz und gar ausgesprochen tageszeitung hiess – wurde einige monate vor ihrem echten start in stuttgart produziert. viele lokale aktionsgruppen aus anderen städten kamen für 4 tage zusammen um gemeinsam die nullnummer herzustellen- die dann in einer 50.000 auflage gedruckt wurde. die videogruppe stuttgart hatte alles auf video dokumentiert und ein halbstündiges videoband daraus zusammengeschnitten.
im videomuseum findet sich dieser einblick in die politische geschichte der brd im jahre 1982 unter etlichen anderen videos, die sich schon in den 70er und 80er jahren mit themen auseinandersetzten, die bis heute aktuell sind: politische bewegungen, umwelt, staatsverständnis und widerstand – probleme jugendlicher in der gesellschaft und die veränderung der medienlandschaft.

mit dem auftauchen der videotechnik in den 70er jahren enstand – noch vor der verbreitung von video zum filmkonsum – eine deutlich politische videobewegung. fast jede grössere stadt hatte ihre videogruppe, es gab treffen und austausch und videofestivals. die videogruppen dokumentierten aus der szene für die szene – immer mit dem anspruch der „öffentlichkeit“ die „wahre geschichte“ zu zeigen.

das medium video bot sich dafür an. im verhältnis zu film war es schnell zu lernen, die ergebnisse lagen sofort vor und mussten nicht erst entwickelt werden und es bestand in der anfangszeit eine grosse erwartung an die aufklärerische wirkung des „gezeigten bildes“. wenn die normalen fernsehzuschauer nur diese „anderen bilder“ von demonstrationen ( z.b. in brokdorf gegen die atomkraft und ihre werke) einmal sehen würden – dann würde sich vieles ändern, so war die hoffnung.

die wenigsten dieser videos sind heute noch bekannt noch zugänglich. „züri brännt“ hat – frisch restauriert und digitalisiert etwas nachhaltiger bestanden. aber sonst: ein reich bebildertes politisches geschichtsbuch wird vom zahn der zeit zernagt.

wie kann das sein?

das erste videoformat – eben jenes mit dem die frühen videogruppen arbeiteten – wurde im wesentlichen in deutschland von sony vertrieben. es gab noch andere gerätehersteller aber sony lieferte marktdeckend das trägermaterial: videobänder auf spulen, die wie breitere tonbänder aussehen.

und dieses bandmaterial begann sich ende der 80er zu zersetzen. „sticky tape syndrom“ oder STS heisst diese verheerende fehlproduktion im distanzierten technikslang heute – die videogruppen nannten den produktionsfehler „quietsche-seuche“. die videobänder lösten sich auf und schmierten sich um die rekorderteile und das videoband zog sich mit ohrenzerfetzenden quietschen fest.

im videomuseum hat bildwechsel ab ende 2006 damit begonnen weitere 1/2 zollbestände aufzunehmen, und ab 2007 dann angefangen, diese frühen videos zu restaurieren. eines des ersten, das jetzt wieder ansehbar ist, ist die dokumentation über die „nullnummer der taz“.